PCV, Klassenkampf, Marxismus-Leninismus und revolutionäre OrganisationVerfasst von Faustino Rodríguez Bauza,25.07.2007
übersetzt: Jens-Torsten Bohlke, Brüssel
In einigen Versammlungen, an denen ich teilgenommen habe, wird das Thema diskutiert, warum die KP Venezuelas sich nicht mit einem Mal der PSUV angliedert, zu deren Bildung der Präsident der Bolivarianischen Republik Venezuela Hugo Chávez Frías aufgerufen hatte. Dabei sagte sogar jemand, dass es keinen Sinn hätte, wenn die KP Venezuelas sich anders verhielte, denn sie würde im Prozess beseitigt und auf ein Nichts reduziert werden, denn der Kampf für den Sozialismus „würde in den Händen der PSUV verbleiben“.-
Dies scheint ein offenbar logisches Argument zu sein, aber nach meiner Betrachtungsweise ist es das nicht. Weil die KP Venezuelas weiterhin für den Sozialismus kämpfen wird, unabhängig von der Position der PSUV oder jeder anderen Kraft, die die Umwandlung oder Beseitigung des Kapitalismus vorschlägt. Und es ist ja so, dass für die Kommunisten der Sozialismus eine Übergangsetappe hin zu einer nach unserer Ansicht viel gerechteren Gesellschaft bildet, den Kommunismus. Daher sind wir Kommunisten die härtesten und entschlossensten Kämpfer für den Sozialismus. Der Aufbau des Sozialismus nähert sich unserem Ziel an, welches darin besteht, eine noch weiter vorangeschrittene Gesellschaft aufzubauen, über die sozialistische Organisation hinaus, welche der Kommunismus ist, die kommunistische Organisation der Gesellschaft.
Bildlich ausgedrückt: Unser Kampf für den Kommunismus erfordert eine Voretappe, die der Sozialismus ist. Im Sozialismus als produktive Organisation und gesellschaftliche Distribution des Produzierten wird sich die Grundsatzformel erfüllen: „Von jedem (der für die Gesellschaft produziert) nach seiner Fähigkeit, für jeden nach seinen Bedürfnissen“. Dies impliziert eine sehr hohe Entwicklung der Gesellschaft, der Produktivität, denn es muss ermöglicht werden, die Bedürfnisse des Kollektivs zu befriedigen.
Voranzuschreiten zum ersten Stadium, dem Sozialismus, erfordert eine Prämisse: Abschaffen des Privateigentums an den Produktionsmitteln. Im Kapitalismus hat man Privateigentum an den Produktionsmitteln. Die Werktätigen verkaufen ihre Arbeitskraft, daher bezahlen ihnen die Eigentümer der Produktionsmittel einen Teil dessen, was produziert worden ist, als Lohn. Der Rest verbleibt als Mehrwert, den sich der Eigentümer der Produktionsmittel aneignet, und der die Grundlage für das Wachstum seines Reichtums bildet.
So ist die kapitalistische Gesellschaft verfasst. Diejenigen, die die Produktionsmittel haben, schließen sich unter sich zusammen, um diese Gesellschaftsordnung zu verteidigen, die ihnen ermöglicht, sich immer mehr zu bereichern. Und diejenigen, welche ausgebeutet werden, schliessen sich unter sich zusammen, um sich gegen diese Ausbeutung zu verteidigen und für eine andere Gesellschaftsordnung zu kämpfen, in der sie nicht ausgebeutet werden. Diese Einheit zwischen den Ausbeutern kenn man als bürgerliche gesellschaftliche Klasse, die Bourgeoisie, die ihre Interessen verteidigt und will, dass die Dinge so bleiben. Und diejenigen, die arbeiten und ausgebeutet sind, bilden die Arbeiterklasse, das Proletariat, die ihre Interessen vertreten und wollen, dass die Gesellschaft sich ändert, wegkommt vom Privateigentum, der Ausbeutung und dem Kapitalismus. Die Interessen beider Klassen sind unüberbrückbar. Darum bekämpfen sie sich, grundsätzlich geht es dabei um die Regierungsmacht der Gesellschaft insgesamt. Und dies nennt sich Klassenkampf. Wir Marxisten-Leninisten betrachten ihn konkret als den Motor der Geschichte. Denn der Marxismus-Leninismus ist nicht der Motor der Geschichte, sondern der Klassenkampf ist dies.
Der Marxismus-Leninismus, seine theoretischen Formulierungen, sind nur ein Instrument zum Verständnis der in Veränderung befindlichen Realitäten. Ein Instrument des Verständnisses und der Orientierung im Kampf, beim Erlernen des Klassenkampfes in bestimmten historischen Momenten. Und somit ersetzt der Marxismus-Leninismus nicht den Klassenkampf als Motor der Geschichte. Und genau dies ist es: Der Marxismus-Leninismus ist ein im Laufe der Geschichte tiefgreifend angereichertes Instrument, welches sich auf die Dialektik stützt, was ihm die ständige Erneuerung ermöglicht. Wie Marx ihn zu seiner Zeit nutzte, in jenen damals herrschenden Bedingungen. Wie Lenin ihn auch nutzte, zu seiner Zeit, in den damals herrschenden Bedingungen. Und gegenwärtig dient er den kommunistischen Parteien weltweit für das Studium der ökonomischen und gesellschaftlichen Bedingungen, der Entwicklung für den Klassenkampf und für die Formulierung ihrer Politik ausgehend vom Klassenkampf und der Verteidigung der Interessen der Arbeiterklasse, des Proletariats, in den unmittelbaren Kämpfen in jedem Land, zielführend in ihrem Voranschreiten hin zum Sozialismus und zum Kommunismus.
Man kann nicht sprechen vom Marxismus-Leninismus als „Dogma“, man kann nicht von Dogmatikern sprechen, und auch nicht davon, dass der Marxismus-Leninismus „schon vorbei“ ist. Er ist nicht vorbei, denn er erneuert sich, er aktualisiert sich, er wird ständig entsprechend den Realitäten angewendet. Er ist dialektisch, dynamisch, in ständigem Verstehen der Realitäten des Klassenkampfes. Und darin ergreifen wir Marxisten-Leninisten die Partei auf Seite der Kämpfe des Proletariats und der Arbeiterklasse gegen den Kapitalismus. Wir sind Antikapitalisten gegenüber allen kapitalistischen Formen und allem, was Kapitalismus erzeugt.
Wenn, wie gesagt wurde, die neue Partei „nicht die Banner des Marxismus-Leninismus ergreifen (wird), denn er ist ein Dogma, denn er ist schon vorbei“, geht dies nicht per Dekret. Man müsste es wissenschaftlich nachweisen. Was aber niemand gemacht hat oder wird machen können. Denn der Marxismus-Leninismus ist nicht vorbei. Und er ist kein Dogma. Dass ihn die neue Partei PSUV nicht aufgreift, dass sie ihn nicht nutzt, dass sie ihn befremdet oder ausschließt aus ihren Reihen, - das ist Sache derjenigen, die diese Partei bilden. Wo wohl ist in der Vergangenheit immer wieder wiederholt worden, dass die Beschlussfassung ihrer theoretischen, politischen Orientierungen , des organisatorischen Modells usw. horizontal und kollektiv erfolgen würde, diskutiert werden würde von den Kandidaten für die Mitgliedschaft, die im Prozess der Versammlungen der Bataillone zu Mitgliedern würden. Wo in den Bataillonen kollektiv die theoretisch-doktrinären Orientierungen der politischen und gewerkschaftlichen Linie usw., der Statuten, Organisation und Funktionsweise diskutiert und beschlossen würden. Und dies ist nicht geschehen! Das heisst, dies geht durch Betrachten und Diskutieren horizontal, so hat es geheissen.
Auf jeden Fall gab es viele Aufrufe an die KP Venezuelas, sich aufzulösen und in die PSUV zu integrieren. Dies geschah, damit wir sagen, dass wir uns abwenden von unserer Verfasstheit als Kommunisten und Marxisten. Einfach so, weiter nichts? In Wirklichkeit ist dies das Aufzeigen der Notwendigkeit der Existenz der KP Venezuelas als Partei der Arbeiterklasse, des venezolanischen Proletariats, als Garant der Anwendung des Marxismus-Leninismus in der Orientierung des Klassenkampfes und des Kampfes für den Sozialismus. Und es wirft die Notwendigkeit der ideologischen, politischen und organisatorischen Stärkung auf. Um eine grosse KP Venezuelas aufzubauen, die alle Hindernisse überwindet.
Und wenn die Sache die ist, dass „wer damit nicht einverstanden ist, und nicht hier sein will, der soll zur Kommunistischen Partei Venezuelas gehen“, - da bin ich sicher, dass dies gleichfalls nicht ein Beschluss der Basisverbände der PSUV gewesen ist, die, wie man sagt, ihre Politik dort bestimmt. Aber, in jeglicher Hinsicht, wenn es sich um einen angestrebten Ausschluss der Marxisten-Leninisten aus dem Schoße der PSUV handelt, dann wird es viele geben, die draussen bleiben werden. Viele Marxisten-Leninisten, die früher nicht in der KP Venezuelas waren. Es bleibt in ihren Händen, zur KP Venezuelas zu kommen oder nicht, wie es ihnen empfohlen worden ist. Und diejenigen, die die KP Venezuelas verlassen haben und den Weg der PSUV gehen, deren gegenwärtige Lage ist arg bedauerlich. Wir erwarten, dass sie überlegen und in ihrer Entscheidung objektiv sind.
Auf seine Art ist das alles nichts Neues. Schon bei der Bildung der PDN in der Epoche von López Contreras wurde eine ähnliche Situation hervorgerufen, aus welcher heraus Eduardo Gallegos Mancera, Pedro Ortega Díaz und weitere wertvolle revolutionäre Kader zur KP Venezuelas kamen. Argument: ein sehr ähnliches gegenüber dem gegenwärtigen, aber mit mehr inhaltlichem Eigenverbleib oder verbaler Vorhaltung, wie es Uslar Pietri nannte: das, wonach der Marxismus-Leninismus „obsolet“ war.
Der Imperialismus liegt auf der Lauer. Die Gefahren für die Bolivarianische Revolution sind gegenwärtig: Der Putschplan rührt sich in allen Teilen zurecht: Man spricht mit Militärs. Man bringt Paramilitärs hinein. Man bringt, transportiert und verlegt Waffen. Man beschleunigt die Vorbereitung neuer Strassenaktionen. Im Plan werden neue ausländische Stars eingebettet mit ihren Erklärungen. Die Erklärungen von Funktionären des State Departments werden wiederholt. Es hetzen im Lande die Katzenjammerer von Presse und Fernsehen wegen der Verfassungsreform. Für September bereiten sie die neuen Auseinandersetzungen der Bildungsinstitute vor. Der Imperialismus mobilisiert sich mit all seinen Kräften. Und heute in Venezuela haben sie einen Botschafter und Medien. Denn der vorige hat nach Kolumbien gewechselt, was nichts weiter ist, als ihn indirekt hier zu lassen, ihn im Plan gegen Venezuela zu halten. Sicherlich mit López Sisco dicht dran und zur Verfügung und operierend gegen Venezuela ganz direkt, mehr als dass er in Kolumbien Botschafterarbeit macht, wo sie schon USA haben mit genug Kontrolle über die dortigen Streitkräfte. Sie machen weiter mit demselben Plan, von dem wir Einzelheiten in unseren Artikeln „Destabilisierungskampagne gegen Venezuela leiten Regierende aus den USA“ und anderen sagten, die wir auf www.tribuna-popular.org veröffentlicht haben.
In jeglicher Hinsicht ist die Einheit aller antiimperialistischen Venezolaner wichtig, um die bolivarianische Regierung und den Präsidenten Chávez vor allen imperialistischen Gefahren und Machenschaften zu verteidigen, einschliesslich Mord. Und zu dieser antiimperialistischen Einheit über all den Dingen hinweg rufen wir Kommunisten auf, um die venezolanische Heimat zu verteidigen. Die KP Venezuelas hat ständig in verschiedenen Dokumenten und Aufrufen seines ZK und Politbüros dies vorgeschlagen. Somit ist sicher, dass wir Kommunisten in der ersten Reihe stehen werden gegen jeglichen Destabilisierungsversuch.
übersetzt: Jens-Torsten Bohlke, Brüssel
Quelle:
http://www.tribuna-popular.orgzurück